Pilzgerüche von A-Z

Kaum zu glauben, wonach Pilze alles riechen können, die Vielfalt der Pilzgerüche ist riesig und erstaunlich. Der Geruch von Pilzen ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal, denn einige Gerüche sind schon sehr auffällig und speziell. Die Geruchsstoffe setzen sich aus sogenannten volatilen chemischen Komponenten (VOCs) zusammen, die meist einen sehr geringen Geruchsschwellenwert haben. Die Gerüche variieren je nach Alter und Umweltbedingungen der Pilze und sind deshalb nicht immer gleich. Das Empfinden und Interpretieren von Gerüchen ist sehr individuell und die Beschreibung eines Geruches ist gar nicht so einfach.

 

Schauen wir uns ein paar Beispiele an...

 

Pilze mit Gerüchen nach Pflanzen, Obst oder Gemüse

Geruch  Pilzarten
Anis Anis-Champignon, Anis-Klumpfuss, Anis-Zähling, Schafchampignon
Birnen Birnenrisspilz
Geranien Geranien-Gürtelfuss, Gallentäubling
Gurken Gurkenschnitzling
Kartoffelkeller gelber Knollenblätterpilz, grauer Wulstling
Knoblauch Knoblauchschwindling, Saitenstieliger Knoblauchschwindling
Kokosflocken Dunkler Duftmilchling
Lärchensporn Weisser Rasling
Liebstöckel (Maggi) Kampfermilchling, Maggipilz
Marzipan wohlriechender Schneckling
Mehlartig Mehlräsling, Maipilz, Tigerritterling
Rettich Rettichhelmlinge, viele Fälblinge
Stachelbeerkompott

Stachelbeertäubling

   

Pilze mit Nicht-pflanzlichen Gerüchen

 

Geruch Pilzarten
Aas Gitterling, Stinkmorchel, Tintenfisch-Pilz, Satansröhrling
Blattwanzenartig Eichenmilchling
Fisch Brätling, Heringstäubling
Hühnerstall ranziger Trichterling
Parfüm violetter Röttelritterling, Nebelkappe
Pilzig Stockschwämmchen, Waldfreund-Rübling
Waschküche Seifen-Ritterling
Ziegenbock Bocksdickfuss
   

Pilze mit chemischen Gerüchen

Geruch Pilzarten
Chlor Morchelbecherling
Jod safranroter Schüppling
Karbol (Tinte) Karbol-Champignon, Rebhuhn-Champignon, Perlhuhn-Champignon
Nitrat Nitrat-Helmlinge, alkalischer Rötling
Schwefel Schwefel-Ritterling
   

Mein Kommentar zu den Pilzgerüchen

Bei allen oben aufgeführten Pilzen finde ich, dass der Geruch ein wichtiges Bestimmungsmerkmal zur Identifikation der Art ist. Aber die Wahrnehmung von Gerüchen ist sehr subjektiv und es bleibt einem nichts anderes übrig, als die Pilzgerüche zu üben, wenn man Pilze auch anhand des Geruchs bestimmen möchte. Das heisst, man muss einen Geruch einige Male gerochen haben, bis man ihn zuverlässig zuordnen kann.  Ich mache mir jeweils geistige Eselsbrücken dazu. Z. Bsp. finde ich, dass der Seifenritterling nach einem nassen Waschlappen riecht, den man eine Woche lang verknüllt liegen gelassen hat. Der Bocksdicksfuss riecht für mich nach verbranntem Raclette und nicht nach Ziegenbock wie in der Literatur. Den Geruch nach Lärchensporn kann ich mir nicht merken.  Für mich riecht deshalb der weisse Rasling nach Erbsenterrine und nicht nach Lärchensporn. Den grünen Knollenblätterpilz erkenne ich am Geruch, ich stelle mir einfach eine Mischung aus Honig und Ammoniak vor, rieche am Pilz und wenn's passt muss es ein grüner Knollenblätterpilz sein. Mein absoluter Lieblingsduft ist aber derjenige vom violetten Rötelritterling. Er riecht so fein, dass ich am liebsten in den Pilz reinkriechen würde. Die Geschmäcker sind aber verschieden, so habe ich in der Pilzkontrolle Leute, die für den Geruch der Nebelkappe schwärmen und nicht genug davon bekommen können. Den Geruch der Nebelkappe finde ich persönlich aber ziemlich widerlich. 

Weiter finde ich zum Beispiel interessant, dass der nicht verfärbende Schneckling mit dem wissenschaftlichen Namen Hygrophorus cossus heisst. Cossus cossus ist die Weidenborer-Raupe, diese weist einen speziellen essigähnlichen Geruch auf und der Pilz soll genauso riechen. Nun, wer weiss aber schon, wie die Weidenborer-Raupe riecht? Diese Beschreibung erscheint mir nicht so sinnvoll. Auch andere Beschreibungen von Gerüchen in der Literatur sind zum Teil nicht mehr nachzuvollziehen, da sie aus vergangenen Zeiten stammen. Wer kennt zum Beispiel noch Juchtenleder oder Leuchtgas...Wie auch immer, um Pilze zu bestimmen, ist eine gute Nase auf alle Fälle sehr hilfreich bzw. sogar eine Bedingung. Man muss sich aber auch der Variabilität und der Unterschiede im persönlichem Empfinden bewusst sein.

 

Haben die Pilzgerüche auch eine Aufgabe? Ja, das haben sie! Man weiss, dass die Gerüche bei Pilzen für die Kommunikation untereinander und mit anderen Organismen eine Rolle spielen. Klar ist auch, dass gewisse Gerüche Fliegen und Insekten anlocken, welche dann die Sporen verbreiten und somit dient der Geruch der Arterhaltung. Je reifer die Sporen umso intensiver der Geruch und umso mehr Insekten werden angelockt. Aber umgekehrt können Pilzgerüche auch eine abschreckende Wirkung haben. So gibt es Fliegen, die ihre Eier nicht auf Kot ablegen, falls er mit bestimmten Pilzen besiedelt ist.

 

Literatur

Halbwachs, H., Simmel, J. (2022): Immer der Nase nach - Die Duftspuren der Pilze. Zeitschrift für Mykologie 88 (2):293-307 

Oschatz, M.-L., Krisai-Greihuber, I., 2022: Pilzduft- und Pilzgeruchsfamilien, eine Klassifikation für Pilzgerüche. Oesterr. Zeitung für Pilzkunde 30: 23-38

 

Wonach riecht dieser Pilz?

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Kommentare: 1
  • #1

    Pascal (Donnerstag, 18 April 2024 19:02)

    Nach Karbol ;)